Petrus Herbert (1533-1571)
„Die Nacht ist kommen, drin wir ruhen sollen“
(Hörtipp: Max Reger, Nachtlied, Vertonung für fünfstimmigen Chor a capella)
Die Nacht ist kommen,
Drin wir ruhen sollen;
Gott walt’s, zum Frommen
Nach sein’m Wohlgefallen,
Dass wir uns legen
In sein’m G’leit und Segen,
Der Ruh‘ zu pflegen.
Treib, Herr, von uns fern
Die unreinen Geister,
Halt die Nachtwach‘ gern,
Sei selbst unser Schutzherr,
Schirm beid Leib und Seel‘
Unter deine Flügel,
Send‘ uns dein‘ Engel!
Lass uns einschlafen
Mit guten Gedanken,
Fröhlich aufwachen
Und von dir nicht wanken;
Lass uns mit Züchten
Unser Tun und Dichten
Zu dein’m Preis richten!
Wilhelm Löhe (1808-1872)
„Bleibe bei uns, Herr“
Bleibe bei uns, Herr; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.
Bleibe bei uns und bei Deiner ganzen Kirche.
Bleibe bei uns am Abend des Tages, am Abend des Lebens, am Abend der Welt.
Bleibe bei uns mit Deiner Gnade und Güte, mit Deinem heiligen Wort und Sakrament,mit Deinem Trost und Segen.
Bleibe bei uns, wenn über uns kommt
die Nacht der Trübsal und Angst,
die Nacht des Zweifels und der Anfechtung,
die Nacht des bitteren Todes.
Bleibe bei uns und bei allen Deinen Gläubigen in Zeit und Ewigkeit.
„Gott meiner Tage und meiner Nächte“
Gott meiner Tage und meiner Nächte, zu dir komme ich, wenn die Nacht sich niedersenkt.
Dir bringe ich den Tag, der hinter mir liegt.
Was warm nachklingt in mir, ich nehme es an als Geschenk deiner Freundlichkeit.
Was gelingen durfte, ich verdanke es Deinem Segen.
Was mich mit Sorge erfüllt; was mich unzufrieden macht, ich überlasse es Deiner Weisheit.
Du wirst mir den Weg zeigen.
Löse mich nun aus der Umklammerung der Bilder und Gedanken.
Lass mich einkehren in Deinen Frieden
Deinem Schutz vertraue ich mich an.
Amen.
Dietrich Bonhoeffers (1906-1945)
„Abendgebet“ (aus dem Gefängnis)
Herr, mein Gott, ich danke dir,
dass du diesen Tag zu Ende gebracht hast
Ich danke dir, dass du Leib und Seele zur Ruhe kommen lässt.
Deine Hand war über mir und hat mich behütet und bewahrt.
Vergib allen Kleinglauben und alles Unrecht des Tages
und hilf, dass ich allen vergebe, die mir Unrecht getan haben.
Lass mich in Frieden unter deinem Schutz schlafen
und bewahre mich vor den Anfechtungen der Finsternis.
Ich befehle dir die Meinen, ich befehle dir dieses Haus,
ich befehle dir meinen Leib und meine Seele. Gott,
dein heiliger Name sei gelobt. Amen.
Altes Abendgebet
Unser Abendgebet steige auf zu dir, Herr,
und es senke sich auf uns herab dein Erbarmen.
Dein ist der Tag, und dein ist die Nacht.
Lass, wenn des Tages Schein vergeht,
das Licht deiner Wahrheit uns leuchten.
Geleite uns zur Ruhe der Nacht
und vollende dein Werk an uns in Ewigkeit.
Amen.
Aurelius Augustinus (354-430)
„Abendgebet“
Herr, du hast uns geschaffen, und unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir.
Dein ist das Licht des Tages. Dein ist das Dunkel der Nacht.
Das Leben ist dein und der Tod.
Ich selbst bin dein und bete dich an.
Lass mich ruhen in Frieden,
segne den kommenden Tag
und lass mich erwachen, dich zu rühmen.
Amen.
Matthias Claudius (1791-1872)
„Der Mond ist aufgegangen“
Der Mond ist aufgegangen.
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar.
Der Wald steht schwarz und schweiget
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold
Als eine stille Kammer
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
Und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost verlachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehen.
Wir stolzen Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel.
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.
Gott, lass dein Heil uns schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun.
Lass und einfältig werden
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein.
Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod.
Und, wenn du uns genommen
Lass uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott.
So legt euch denn ihr Brüder
In Gottes Namen nieder.
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen
Und lass uns ruhig schlafen
Und unsern kranken Nachbarn auch.
Theodor Werner (1892–1973)
„Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein“
Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein.
Es kommt die Nacht, die Finsternis fällt ein.
Wo fänd ich Trost, wärst du mein Gott nicht hier?
Hilf dem, der hilflos ist: Herr, bleib bei mir!
Wie bald verebbt der Tag, das Leben weicht,
die Lust verglimmt, der Erdenruhm verbleicht;
umringt von Fall und Wandel leben wir.
Unwandelbar bist du: Herr, bleib bei mir!
Ich brauch zu jeder Stund dein Nahesein,
denn des Versuchers Macht brichst du allein.
Wer hilft mir sonst, wenn ich den Halt verlier?
In Licht und Dunkelheit, Herr, bleib bei mir!
Von deiner Hand geführt, fürcht ich kein Leid,
kein Unglück, keiner Trübsal Bitterkeit.
Was ist der Tod, bist du mir Schild und Zier?
Den Stachel nimmst du ihm: Herr, bleib bei mir!
Halt mir dein Kreuz vor, wenn mein Auge bricht;
im Todesdunkel bleibe du mein Licht.
Es tagt, die Schatten fliehn, ich geh zu dir.
Im Leben und im Tod, Herr, bleib bei mir!
Jochen Klepper (1903-1942)
„Ich liege ganz in deiner Hut“
Ich liege, Herr, in deiner Hut
und schlafe ganz mit Frieden.
Dem, der in deinen Armen ruht,
ist wahre Rast beschieden.
Du bist’s allein, Herr, der stets wacht,
zu helfen und zu stillen,
wenn mich die Schatten finsterer Nacht
mit jäher Angst erfüllen.
Dein starker Arm ist ausgestreckt,
dass Unheil mich verschone
und ich, was auch den Schlaf noch schreckt,
beschirmt und sicher wohne.
Du hast die Lider mir berührt.
Ich schlafe ohne Sorgen.
Der mich in diese Nacht geführt,
der leitet mich auch morgen.
Jörg Zink (1922-2016)
(in: Wie wir beten können, Kreuzverlag, S.86 )
Herr,
du allein weißt, was dieser Tag wert war.
Ich habe vieles getan und vieles versäumt.
Ich habe vieles versucht und vieles nicht vollendet.
Ich habe aus Unglauben gehandelt und entschieden
und bin den Menschen viel Liebe schuldig geblieben.
Ich möchte allen vergeben, die mir Unrecht getan haben.
Ich möchte von allem Hass, allem Neid
und aller Verachtung frei sein.
Vergib du auch mir alle meine Schuld.
Ob dieser Tag Frucht gebracht hat, weiß ich nicht.
Du allein siehst es.
Du allein kannst meine Mühe segnen.
Herr, ich kann dir nichts geben
zum Dank für diesen Tag,
als dass ich den kommenden aus deiner Hand nehme.
Gib mir einen neuen Tag und verlass mich nicht.
Herr, ich danke dir in dieser Abendstunde,
dass du mich heute behütet hast.Behüte alle, denen ich heute begegnet bin,
gib das Licht deiner Liebe allen, die ich liebhabe,
und allen, deren Last ich tragen soll.
„Ich gehe zum Vater“, hast Du zu den Deinen gesagt.
Ich bitte Dich, dass ich dir folgen darf.
Dein bin ich im Licht des Tages und im Dunkel der Nacht,
bis du mich heimrufst in deinen Frieden.
Jörg Zink (1922-2016)
(in: Wie wir beten können, Kreuzverlag, S.89 )
Ich bitte dich für alle Menschen,
die den Tag im Streit beendet haben.
Zeige uns allen Wege zum Frieden auf dieser Erde.
Ich bitte dich für alle, die jetzt arbeiten,
für alle, die auf den Straßen fahren,
für alle, die in den Krankenhäusern wachen.
Ich bitte dich für alle, die keinen Schlaf finden,
für die Kranken und die Schwermütigen,
die Verlassenen und die Gefangenen.
Du wachst, Gott, mit den Wachenden,
du bist der Schlaf der Schlafenden
und das Leben der Sterbenden.
Nikolaus Hermann (um 1480-1561)
„Hinunter ist der Sonnenschein“
[Hörtipp: Melchior Vulpius (1560-1615), Vertonung für Gemischten Chor a cappella]
Hinunter ist der Sonne Schein,
die finstre Nacht bricht stark herein;
leucht uns, Herr Christ, du wahres Licht,
lass uns im Finstern tappen nicht.
Dir sei Dank, dass du uns den Tag
vor Schaden, G’fahr und mancher Plag
durch deine Engel hast behüt
aus Gnad und väterlicher Güt.
Womit wir heut erzürnet dich,
dasselb verzeih uns gnädiglich
und rechn es unsrer Seel nicht zu;
lass schlafen uns mit Fried und Ruh.
Dein Engel uns zur Wach bestell,
dass uns der böse Feind nicht fäll.
Vor Schrecken, Angst und Feuersnot
behüte uns, o lieber Gott.
Die Seele samt dem Leib‘ und Leb’n,
und alles, was du uns gegeb’n,
befehlen wir jetzt in dein‘ Macht,
o Herr, halt drüber gute Wacht.
Kommst du heint mit Posaunenschall
und weckst zum G’richt die Menschen all,
so sind wir dein und bleiben dein,
und gehn mit dir zum Leben ein.
Wohlan, wir ruhn und schlafen wohl,
der Teufel uns nicht schaden soll,
drauf walt’s Gott Vater und Gott Sohn,
samt Heil’gem Geist ins Himmel Thron.







