Gemeindebrief

Der Gemeindebrief der Ev. Kirchengemeinde Elberfeld-Südstadt

Diese Erinnerungen habe ich bei der Betrachtung eines schmalen Ordners mit einer kleinen, lückenhaften Sammlung alter Gemeindebriefe zusammengetragen. Sie gehen aber weit darüber hinaus und umreißen die Jahre 1964 bis 2019.
Vermutlich stammt die Sammlung aus dem Nachlass des langjährigen Gemeindepfarrers Dr. Eberhard Röhrig (an der Johanneskirche 1969-1993), meines Vorvorgängers.

1960er Jahre

Die ersten Gemeindebriefe aus der Elberfelder Südstadt, die in dem Ordner abgeheftet sind, sind Ausgaben des professionell gedruckten Periodikums „Der Brief“ der lutherischen Christuskirchengemeinde Wuppertal-Elberfeld aus den Jahren Dezember 1964 bis Dezember 1966, also aus der Zeit vor der Vereinigung der lutherischen und der reformierten Kirchengemeinden der Südstadt. (1964 waren die beiden Gemeinden durch Aufteilung der beiden großen evangelischen Gemeinden in Elberfeld in kleinere Einheiten entstanden.) Sie liegen nur unvollständig und z.T. in unvollständigen Ausgaben vor. Das Format ist etwas größer als DIN-A-4. Es gibt noch keine Farbe, aber eine Bebilderung und Vignetten. Auf acht, zwölf oder sechszehn Seiten werden theologische und aktuelle Themen aufgegriffen, aus dem Gemeindeleben berichtet und tabellarisch die angefallenen Amtshandlungen aufgelistet. Ob es auf Seiten der Reformierten ein ähnliches Mitteilungsblatt gab, ist mir nicht bekannt.

Für April und Mai 1967 erscheint dann eine „Sonderausgabe“ der beiden Südstadtgemeinden „Ev.-luth. Christuskirchengemeinde“ und „Ev.-ref. Gemeinde Südstadt“. Sie greift erstaunlicherweise nicht das Thema der sicher zu diesem Zeitpunkt bereits beabsichtigten Fusion der Gemeinden auf, sondern das Leitthema ist die Diakonie. Es wird insb. über das lutherische Gemeindeleben, aber auch über die Einführung des reformierten Pastors Köhler berichtet. Ein umfangreicher „Gemeindekalender“ reiht die Veranstaltungsdaten und Kreise an der Christus- und der Johanneskirche, also der lutherischen Predigtstätten auf. Bezirksberichte gibt es ebenfalls aus der Christus- wie der Johanneskirche einschließlich der Namenslisten der KonfirmandInnen der lutherischen Pfarrer Wigand Hanusch, Hans Groß, Adolf Fuchs und Hermann Lutze. Von den reformierten Pfarrern Schroer und Geiling werden nur die KonfirmandInnen genannt. Die Amtshandlungen stammen wohl aufgrund ihrer für die damalige Zeit verhältnismäßig geringen Anzahl auch nur aus der lutherischen Gemeinde; bei der Auflistung der Geburtstage ab 70 Jahre ist dies klar so bezeichnet.
Ab dieser „Sonderausgabe“ erscheint „Der Brief“ bis zur Weihnachtsausgabe 1969 als gemeinsamer der „Ev. luth. Christuskirchengemeinde“ und der „Ev. ref. Gemeinde Elberfeld-Süd“.

Die Ausgaben im Jahr 1969 greifen immer wieder die bevorstehende Fusion der Gemeinden auf, im März 1969 unter dem Leitartikel „Dem Ziele näher“. Hier wird auf die Veröffentlichung der bevorstehenden Vereinigung „in der letzten Nummer des BRIEFES“ zurückgegriffen, die mir aber nicht vorliegt. Auch „Stimmen zur Vereinigung“ werden abgedruckt. Der Brief Mai 1969 lädt zu konfessionsgetrennten Gemeindeversammlungen ein, damit „die Gemeinde selbst Stellung nimmt und den Weg freigibt für weitere Durchführung und Aufgabe, die Gesamtgemeinde auf den neuen gemeinsamen Weg hin zu ordnen.“ Über die Grundlagen hierfür soll gesprochen werden: Grundsatzbeschluss, Gottesdienstordnungen, Pfarrbezirkseinteilung und getrennt nach Konfession der „Lernstoff/Kirchlicher Unterricht“.
Der mir nächst vorliegende Brief vom Oktober 1969 greift das Thema Fusion nicht auf. Aber im letzten Brief vor dem Zusammenschluss „Advent und Weihnachten 1969“ wird der Grundsatzbeschluss, der aus zwei Sätzen besteht und der zum 1.1.1970 rechtswirksam wurde, abgedruckt und von Pfarrer Adolf Fuchs kommentiert.

Titelblätter aus unterschiedlichen Jahren:

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DER BRIEF
DER EVANGELISCH-LUTHERISCHEN CHRISTUSKIRCHENGEMEINDE
August 1965 – größer als DIN-A4-Format
DER BRIEF 4/1979 – DIN-A4-Format
ECHO – Bezirksbrief im Gemeindehaus Hopfenstraße 1995 – DIN-A5-Format
Gemeindebrief – Gesamtgemeindlich 2002 – DIN-A5-Format
südstadtbrief – DIN-A4-Format, Gesamtgemeindlich 2017

1970er Jahre

Der Name „Der Brief“ wird auch über Jahre beibehalten, nachdem beide Gemeinden zur „Evangelischen Kirchengemeinde Elberfeld-Südstadt“ zusammen gefunden haben. Vor liegt eine erste Ausgabe „Juli 1970“, der eine Ausgabe „2/70“ folgt.
Bis zur Ausgabe 4/79 liegt „Der Brief“ als gesamtgemeindlicher Gemeindebrief in dem mir vorliegenden Ordner vor. Er ist stets in DIN-A-4 erschienen und immer zweifarbig, wobei die Farbe von orange über grün (nur wenige Ausgaben) zu rot wechselt.

Auf der Titelseite eines einzigartigen undatierten DIN-A-4 Gemeindebriefs für den Bezirk Johanneskirche fragt Pfarrer Röhrig „Was ist ein Gemeindebrief?“ Mir scheint, dass das in der ersten Hälfte des Jahres 1970 ein Thema war, weil man ja unterstellen muss, dass nach der Fusion am 1. Januar 1970 erst im Juli der offizielle Gemeindebrief in einer Erstausgabe für die „Evangelische Kirchengemeinde Elberfeld-Südstadt“ erschien.
Abgeheftet sind dann zwei Exemplare „Bezirksbrief Johanneskirche“, ebenfalls von Juli 1970 und ein undatierter, beide in gleicher einfacher Fotokopie, beide DIN-A-5. Mit Dezember 1970 liegt dann ein ebenfalls im DIN-A-5-Format gehaltener „Gemeindebrief“ für die „Pfarrbezirke JOHANNESKIRCHE und HAHNERBERG“ vor. Die Titelbilder der ansonsten weiterhin in zeitgemäßer Kopierqualität veröffentlichten Blätter zeigt aber nun ein buntes Symbolbild (z.B. Schiff, Glocke etc.). Offenbar beginnt hier die Ära der bezirksbezogenen Gemeindebriefe, obwohl „Der Brief“ für die Gesamtgemeinde ja noch zehn Jahre lang weiterhin gedruckt wurde. Vielleicht war die Idee, neben dem gedruckten Gemeindebrief, der ein längere Vorlaufzeit von der Idee über den Druck bis zur Verteilung brauchte, ein aktuelleres Mitteilungsblatt für die Bezirksangelegenheiten zu haben?

Vom langjährigen Kirchmeister der Gemeinde Claus-Dieter Meier weiß ich, dass in der Christuskirche von 1978 an der Bezirksbrief „Der kleine Brief“ von Pfarrer Frank Petig herausgegeben wurde.

Der bis hierhin ausgewertete Ordner, in dem sich die Gemeindebriefe befinden, stammt mit einiger Sicherheit von Dr. Eberhard Röhrig, da die Sammlung etwas „johanneskirchenlastig“ ist und einige Randnotizen seine Handschrift tragen.

Zu den letztgenannten Bezirksbriefen Johanneskirche-Hahnerberg gehören auch die beiden Ausgaben 3/1973 und 1/1974, die den Beginn der Ära der ökumenischen Gemeindebriefe markieren. Nach meiner Erinnerung müßten sich Exemplare im Keller der Johanneskirche in dem von mir an meine Nachfolgerin übergebenen Stahlschrank befinden (indem auch die Originale der unterschriebenen Charta Oecumenica und der Partnerschaftsvereinbarung mit St. Hedwig aufbewahrt wurden/werden). Auf dem Titelblatt des Gemeindebriefs 3/1973 hat Pfarrer Röhrig handschriftlich neben die beiden Bezirke Johanneskirche und Hahnerberg ergänzt: „und kath. Gemeinde St. Hedwig, Hahnerberg“. Die Ausgabe 1/1974 ist dann tatsächlich die erste ökumenische Ausgabe von Johanneskirche und St. Hedwig gewesen. Bis heute kenne ich keine Parallele für diese Zeit.

1980er Jahre

Über die Gemeindebriefe der 1980er Jahre weiß ich nichts zu berichten. Offenbar hatte sich aber durchgesetzt, sie ausschließlich bezirksweise bzw. – genauer – für die jeweiligen Gottesdienststätten herauszugeben (Christuskirche-Steinbeck: „Treffpunkt Kirche“, Gemeindehaus Hopfenstraße: „ECHO“, Johanneskirche-Hahnerberg: „Ökumenischer Gemeindebrief“).

1990er Jahre

Als ich am 1. April 1990 im Gemeindehaus Hopfenstraße im Gottesdienst als Pfarrer eingeführt wurde, übernahm ich also die Redaktion des dort „ECHO“ genannten Gemeindebriefes, den ich mit Schreiben an meinem ersten Computer und Bildchen Einfügen bis zu meinem Wechsel in die Johanneskirche 1998 verantwortlich herausgegeben habe. Gedruckt wurde schwarz-weiß auf einem Schnelldrucker in der Christuskirche durch den Küster, was für alle Bezirksbriefe gilt. Das ECHO fiel dadurch auf, dass Titel und Rückseite auf blauem Grund gedruckt waren. Es gab ein Redaktionsteam und es gab einen Kreis, der den vierteljährlich im DIN-A-5-Format erscheinenden Brief im Konfirmandenraum in der ersten Etage des Gemeindehauses Hopfenstraße unter der Führung der Küsterin Christa Winkelströter bei einem Kaffeetrinken zusammenlegte. Ähnlich verhielt es sich mit den anderen Briefen. Im Übrigen habe ich mir bis heute noch sämtliche der von mir verantworteten ECHO-Ausgaben aufbewahrt.

2000er Jahre

Einen Neustart gab es dann mit einer gemeinsamen Ausgabe für die Monate August und September 1999 eines 24seitigen „Gemeindebrief“ genannten Mitteilungsheftes im DIN-A-5-Format für die gesamte Gemeinde. Bereits nach der Umstrukturierung der Gemeinde nach meinem Wechsel vom Gemeindehaus Hopfenstraße zur Johanneskirche und der Reduzierung der Gemeindebezirke hatte es schon einen gemeinsamen „Sondergemeindebrief“ im Juni 1998 für die Gesamtgemeinde gegeben, indem die neue Gemeindestruktur erläutert und die AnsprechpartnerInnen bekannt gegeben wurden.

Modernisierung wurde notwendig und die schwarz-weißen Kopien mussten ersetzt werden. Dies geschah 2006. Titel und Rückseite wurden farbig und bekamen Hochglanz. Claus-Dieter Meier hatte die Idee, einen Layoutwettbewerb unter der Überschrift „Findet Nemo – ne moderne Form“ mit dem Bild des berühmten Fisches auszuschreiben. Gemeindemitglied Stefan Klein gewann unter fünf eingereichten Entwürfen den ausgeschriebenen Preis. Im gleichen Design programmierten meine noch pubertären Söhne eine gesamtgemeindliche Webseite, die ich selber jahrelang „gefüttert“ habe. Mein Konzeptvorschlag, je Ausgabe ein Thema durch verschiedene Beiträge zu beleuchten, dazu wichtige Informationen weiterzugeben, die Rückschauen aber auf ein Minimum zu beschränken, setzte sich durch. Erfreulicherweise konnte der ökumenische Charakter des Gemeindebriefs erhalten bleiben; zwei in der Mitte geheftete sog. „Ökumeneseiten“ wurden wechselweise geschrieben und es gab sechs „St.Hedwig-Seiten“. In der oberen Südstadt wurde der Brief an alle Haushalte verteilt, da zwei Verteilerlisten als unzumutbar angesehen wurden; in der Christuskirche wurde nach Liste an die evangelischen Haushalte verteilt. Der neue Qualitätsanspruch des Briefes verteuerte ihn auch. Die Druckerei Droste in Vohwinkel bekam den Auftrag für den Druck des wie schon zuvor vierteljährlich erscheinenden Briefes mit dem Titel „Einblick Ausblick“. Annemarie Zorn, damals noch verantwortlich im Gemeindebüro Worringer Str., hat so viele Werbekunden gewonnen, dass der Gemeindebrief trotz seines Umfanges in der ersten Zeit ohne Haushaltszuschüsse auskam! Das Einpflegen der Beiträge und Bilder hat Claus-Dieter Meier übernommen, der mit einem Periodikum über die Beatles bereits Erfahrungen mit dem Programm QuarkXPress gesammelt hatte.

2010er Jahre

Im nächsten Jahrzehnt, allerdings erst 2017, kam dem Gemeindebrief zugute, dass ein bekannter und ausgewiesener Wuppertaler Kommunikationsdesigner mit eigenem Büro, Dirk Longjaloux, als Presbyter Möglichkeiten eröffnete, den Gemeindebrief attraktiv für alle Gemeindeglieder, eben gerade auch für die außerhalb der Kerngemeinde, zu gestalten. Er hatte bereits für die Gemeinde einen Folder mit der Partnerschaftserklärung von der katholischen Gemeinde St. Hedwig und der evangelischen Südstadtgemeinde/Johanneskirche entworfen. Dirk Longjaloux erarbeitete mit der Arbeitsgruppe und dem Presbyterium eine Corporate Identity der Gemeinde, die maßgeblich für Gemeindebrief, Webseite, Briefpapier, Visitenkarten u.a. werden sollte. Das heutige Logo der Gemeinde, die beiden sich überlappenden Kirchen, wurde geboren. Die mit der Vorbereitung des neuen Briefes betraute Arbeitsgruppe hat lange um die verschiedenen Probleme, die mit der Neugestaltung auftraten, gerungen. Der neue Titel lautete „südstadtbrief“, dem auch eine neue Webseite zugesellt wurde, die „südstadtweb“ genannt wurde. Im Grundsätzlichen blieb die Struktur einschließlich des Ökumeneteils erhalten. Katholische Gemeindeglieder waren im Redaktionskreis engagiert. Durchgesetzt gegen das zuvor favorisierte DIN-A-5-Format hat sich das DIN-A-4 Format, das die alte Zeit der Christuskirchengemeinde und der 70er Jahre aufgriff, vor allem aber mehr Platz für Beiträge und eine attraktive Gestaltung bot. Dass es jetzt sehr bunt zuging, versteht sich von selbst. Die Aufmachung wurde vielfach bewundert, von manchen aber auch als überzogen für eine Kirchengemeinde angesehen. Sie konnte mit jeder Illustrierten, dem „Spiegel“ oder dem „Focus“ durchaus mithalten. Der Ökumeneteil wurde in dieser Zeit immer mit einer inneren Titelseite, auf der je eine andere Hedwig-Statue zu bewundern war, eingeleitet. Leider erwiesen sich die Akquisebemühungen als wenig erfolgreich, sodass die Kosten den Haushalt der Gemeinde relativ stark belasteten. Einige Zeit nach meiner Pensionierung (September 2019) wurde der Gemeindebrief in dieser Form aufgegeben.

Mit großem Dank denke ich an die zurück, die z.T. über Jahre den Gemeindebrief entworfen, organisiert, Artikel geschrieben, gelayoutet und verteilt haben. Für mich hatte kirchliche Öffentlichkeitsarbeit immer einen hohen Stellenwert (in den 1990er Jahren Mitglied des Medienarbeitskreis der Kirchenkreise Barmen und Elberfeld, mit dem Öffentlichkeitsreferenten Walter Niebergall Abgeordneter zum Presseverband der rheinischen Landeskirche in Düsseldorf, Morgenandachten in Radio Wuppertal u.a.) und die Gestaltung und Realisierung der Gemeindebriefe waren für mich über die fast 30 Jahre in der Südstadt ohne Unterbrechung mein Arbeitsfeld. Bei allen Neugestaltungen des Gemeindebriefs zwischen 1990 und 2019 habe ich die erklärenden Editorials geschrieben. Öffentlichkeitsarbeit der Kirchen ist immer ein Ausweis ihrer Verkündigung und ihrer Sendung, „die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk.“ (Barmer theologische Erklärung, These VI)